Die Bertha-von-Suttner-Schule im Spiegel der Presse

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Freitag, 09.12.2011

Enkelejd Lluca gewinnt hessischen Hochschulpreis

Porträt - Enkelejd "Enki" Lluca aus Mörfelden ist hessischer Hochschulfilmpreisträger - Berufsziel Regisseur

Geplant war das nicht. Aber im Moment sieht alles danach aus, als ob aus Enkelejd Lluca ein Spielfilm-Regisseur wird. Der 25-Jährige, der in Mörfelden-Walldorf aufgewachsen ist und 2006 an der Bertha-von-Suttner-Schule sein Abitur gemacht hat, schreibt gerade am Drehbuch seines zweiten Films. Für seinen Erstling - "Frankfurt Coincidences" (auf Deutsch: "Frankfurter Zufälle") - hat er in diesem Jahr zwei Nachwuchs-Filmpreise bekommen und einen Kino-Verleih gefunden.

Von Euphorie ist nicht mehr viel zu spüren, als Enkelejd Lluca, den alle nur Enki nennen, am Küchentisch seiner neuen Wohnung Auskunft gibt über sein Leben als Regisseur. Vor ein paar Wochen ist er mit seiner Freundin nach Mörfelden gezogen. Nach einem Tag Renovieren ist er müde, trinkt Tee mit Honig gegen eine Erkältung und spricht mit distanzierter Routine von seinem überraschenden Erfolg.

Enkelejd Lluca in seinem persönlichen Regiestuhl.
Foto: OLIVER HEIL


In Mörfelden, wo er nun günstig ein restauriertes Häuschen im alten Ortskern bezieht, war er als Sechsjähriger schon einmal angekommen. Mit seinen Eltern, die als Flüchtlinge aus Albanien kamen. Später zog die Familie nach Walldorf, 2005 nach Frankfurt. Lluca blieb trotzdem bis zum Abi auf der Suttner-Schule. Und kam schließlich zum Film.

Nach der Schule versuchte er sich in Mainz an Politikwissenschaft, die war ihm zu trocken. Dann wollte er Medizin studieren, aber nicht jeden Tag nach Gießen pendeln. Die Schwester eines Freundes, die damals Film studierte, machte ihn dann auf den recht neuen Studiengang Digital Media an der Hochschule Darmstadt aufmerksam.

"Da habe ich mich beworben, einen total schlechten Film gedreht, bin erst mal durch die Eignungsprüfung gefallen und erst dank der guten Abiturnoten noch reingerutscht", erzählt er. "Ich habe so ziemlich alle Grundregeln des Filmemachens missachtet", erinnert er sich, "zum Beispiel hatte die Bettwäsche in verschiedenen Szenen verschiedene Farben." "Aber", sagt der Jungregisseur, und meint es nur scheinbar ironisch: Er habe schon damals mit langen und ruhigen Einstellungen gearbeitet.

An "Frankfurt Coincidences' wurde diese Bildsprache besonders gelobt. Der Film, der den hessischen Hochschulfilmpreis und den Publikumspreis beim Filmfest München gewonnen hat, war Llucas Bachelor-Arbeit, gemeinsam mit drei Kommilitonen. Gedreht haben sie die Geschichte über Menschen, die sich ständig begegnen, aber nie kennenlernen, in Darmstadt, Frankfurt und Aschaffenburg. "Das war die anstrengendste Zeit meines Lebens, aber auch die, in der ich am meisten gelernt habe", erzählt Lluca. "Manchmal haben wir 18 Stunden durchgearbeitet." Zehn Kilo habe er während der 21 Drehtage abgenommen. "Du bist der Kapitän, auf dich schaut alles, du musst mit extrem viel Überzeugung rangehen", versucht er die Belastung und die Anspannung zu erklären. Aber das sei unwichtig im Vergleich zum unbeschreibbaren Gefühl, eine neue Welt zu erschaffen.

Weltlichen Lohn hat er für sein Debüt fast gar nicht bekommen, trotz der Preisgelder. Trotzdem: Für's Erste hat sich Lluca seinen Traumberuf Regisseur ermöglicht. Nach einem halben Jahr in Berlin, einem missglückten Praktikum bei einer TV-Produktionsfirma und drei gelungenen Entwürfen für neue Filme, kann er in aller Ruhe am Drehbuch für den nächsten Film arbeiten. Einen Produzenten hat er schon gefunden, und bis zum Sommer müsste das Geld reichen, das er von der hessischen Filmförderung bekommt - sozusagen als Drehbuch-Stipendium.

Am Liebsten würde er danach gleich zu drehen anfangen und zur Berlinale 2013 fertig sein. Spätestens dann wird sich wohl entscheiden, ob Lluca den Durchbruch schafft. Sollte es am Ende aber nicht klappen, will er weiter Filme machen, dann halt nebenberuflich. Aber so genau will er da jetzt nicht drüber nachdenken. "Ich glaube", sagt er, "wer zu viele Plan B und Plan C hat, schafft niemals Plan A."



Bericht: OLIVER HEIL

Quelle: Groß-Gerauer Echo vom 09.12.11
echo-online.de